18.11.2021

Starke Impulse gegen ein „Weiter so“

Lesezeit: 4 Minuten

Deutschland – neu gedacht? Die Bundesregierung befindet sich derzeit im politischen Umschwung, eine Ampelregierung soll für Veränderungen stehen. Die Koalitionsverhandlungen laufen zwar noch, doch eines ist schon jetzt klar: Auf die neue Bunderegierung kommen in der nächsten Legislaturperiode große Aufgaben zu. Gerade beim Schutz unseres Klimas muss besonders schnell gehandelt werden.

Die UN-Klimakonferenz in Glasgow, kurz COP26, hat die Dringlichkeit des Themas weltweit erneut in den Fokus gerückt. Um die CO2-Emissionen zu reduzieren, setzen viele unterschiedliche Akteur*innen auf eine Umgestaltung der Energiepolitik. Hier wurden bereits wichtige Weichen gestellt: zum Beispiel durch  das Deutsche Klimaschutzgesetz oder durch die Ziele des europäischen „Green Deal“. Wie diese Ziele und Gesetze Realität werden können, das zeigen Programme wie die „Reallabore der Energiewende“, zu denen auch SmartQuart gehört.

Umwelt- und Energiepolitik braucht einen Neustart

Um die gesetzten Klimaziele zu erreichen, braucht es Veränderungen, auch in der Energiepolitik. Die Wünsche und Forderungen kommen aus der Wissenschaft, der Wirtschaft oder auch aus der Gesellschaft. So fordert die Wissenschaft, dass die Bundesregierung ganzheitliche Konzepte entwickelt und den Ausbau regenerativer Energien weiter voranbringt. Dazu hat Deutschlands älteste naturwissenschaftlich-medizinische Gelehrtengesellschaft „Leopoldina“ zusammen mit „acatech“ sowie der „Akademieunion“ im Oktober 2021 das Impulspapier „Wenn nicht jetzt, wann dann – wie die Energiewende gelingt“ mit entsprechenden Empfehlungen für eine erfolgreiche Energiepolitik veröffentlicht. Die drei Gesellschaften bilden gemeinsam das Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“, in welchem sie die Debatte über Herausforderungen und Chancen der Energiewende in Deutschland vorantreiben.

Das Akademienprojekt möchte klarmachen, dass die neue Bundesregierung zum einen die einmalige Chance, zum anderen jedoch auch die Verpflichtung hat, der Klima- sowie Energiepolitik einen Neustart zu bereiten. Ihre Einschätzung: „Zu viele fossile Energieträger, zu wenig Fortschritte“. Was es braucht sind vor allem der Aufbau eines regenerativen Energiesystems, der Ausbau der Sektorkopplung und eine zentrale Steuerung, damit am Ende das Gesamtziel – die Energiewende – erreicht werden kann. Basierend auf dieser Annahme wurden elf zentrale Handlungsfelder und Maßnahmen ausgearbeitet. Exemplarisch sind dies unter anderem der Verzicht auf fossile Energieträger und der Ausbau von erneuerbaren Energien.

Bildquelle COP 26:
Attribution-NonCommercial-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0)

Ausbaupläne für Erneuerbare passen nicht zur Nachfrage

Der Verzicht auf fossile Energieträger ist deshalb entscheidend, da nach Angaben der Studie, heute noch etwa 80 Prozent der Treibhausgase aus der Verbrennung von Kohle, Erdölprodukten oder Erdgas stammen. Wenn diese Energieträger aus der Energieversorgung verschwinden, ist das ein großer Schritt für die Emissionsreduzierung. Im Impulspapier wird als ein zentrales Instrument dafür der CO2-Preis benannt. Dieser soll den Einsatz fossiler Rohstoffe gegenüber klimaschonenden Alternativen unattraktiv machen.

Um die Klimaziele zu erreichen, ist zudem ein jährlicher Ausbau der Wind- und Photovoltaikanlagen von 15 bis 25 Gigawatt unabdingbar. Diese Prognose wurde auf Basis verschiedener Szenarien berechnet, um so die erforderliche installierte Leistung zu benennen, die 2045 aus Wind- und Sonnenenergie stammen muss.[1] Die neuen Klimaziele sowie die ansteigende Nachfrage nach grünem Strom beispielsweise im Wärmesektor machen den Ausbau notwendig. Zum Vergleich: Der Ausbau von 15 bis 25 Gigawatt liegt damit um das Drei- bis Vierfache höher als in den letzten Jahren. Die erwartete Nachfrage nach grünem Strom muss sich, so das Papier, auch in den festgelegten Ausbauplänen von Bund und Ländern darstellen. Beispielsweise müssen unter anderem ausreichend Flächen zur Verfügung stehen, das derzeitige Planungs- und Genehmigungsrecht reformiert und Anwohner*innen frühzeitiger eingebunden werden.

Ohne Umschwung und Impulse wird sich unsere Umwelt radikal verändern

Auch das Konsortium rund um das Projekt SmartQuart hat bereits erkannt, dass es eines Umdenkens für das Energiesystem der Zukunft bedarf. Es braucht eine stärkere Akzeptanz für innovative Technologien bei der Bevölkerung. Denn ohne eine hohe Zustimmung der Bürger*innen kann ein Umschwung nicht gelingen.

SmartQuart zeigt, welche Mechanismen und Prozesse es braucht, um die Erneuerung des deutschen Energiesystems zu realisieren. So kann das Projekt auch ein Beispiel für politische Vorhaben in Bezug auf die Umsetzung der Klimaziele sein. Doch die Initiative „Energiesysteme der Zukunft“ macht deutlich: Gelingt es nicht, den Umbau der Energieversorgung in den nächsten Jahren in Deutschland und global entscheidend voran zu treiben, wird der Klimawandel die Lebensgrundlagen unserer modernen Welt nachhaltig untergraben und unsere gewohnte Umwelt radikal verändern.

Quellen, Studien und Verweise:

[1] So das Ergebnis des Akademienprojektes. Das Ergebnis basiert darauf, dass die zukünftige Entwicklung des Energiebedarfs berechnet sowie unterschiedliche Szenarien einer angenommenen Klimaneutralität einbezogen werden. Wie viel Solar- und Windenergie es tatsächlich in Zukunft braucht, hängt davon ab, wie sich der Energiebedarf entwickeln wird. Welche Variablen ebenfalls entscheidend sind und weitere Informationen zu den Szenarien finden sich im Impulspapier im Abschnitt „Quellenverzeichnis“ Punkt 3.  Die Szenarien werden in unterschiedlichen aktuellen Studien und Veröffentlichungen des Öko-Institutes, des Fraunhofer ISE, Consentec, Agora Energiewende sowie des Umweltbundesamtes, die unter Quellen, Studien und Verweise verlinkt sind, erläutert.