31.1.2022

Nächster Halt: Verkehrswende

Lesezeit: 4 Minuten

In den letzten Jahren zeigt sich auf deutschen Straßen eine klare Trendwende. Es werden nicht nur immer weniger Fahrzeuge zugelassen – ein zunehmender Teil der Neuzulassungen sind zudem Fahrzeuge ohne klassischen Verbrennungsmotor. Laut einer aktuellen dena-Studie wurden 2020 deutlich mehr als 700.000 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben angemeldet, vergangenes Jahr sogar mehr als 900.000. Damit lag ihr Anteil bei über 41 Prozent aller neu angemeldeten Fahrzeuge in Deutschland. Hybride Modelle waren 2021 dabei der beliebteste Alternativantrieb mit mehr als 360.000 Neuzulassungen, rein elektrische Fahrzeuge wurden 267.255 Mal angemeldet. Die Richtung stimmt also.

Damit die Energiewende gelingt, braucht es eine echte Verkehrswende – also die vermehrte Nutzung von möglichst klimaneutralen Fahrzeugen, des ÖPNVs oder des Fahrrades. Der Verkehrssektor muss seinen Beitrag leisten, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Dass es noch einiger Maßnahmen bedarf, wird besonders deutlich mit Blick auf die Novelle des Klimaschutzgesetztes, welche die letzte Bundesregierung im Mai 2021 verabschiedete. Zwar konnte der Treibhausgas-Ausstoß zwischen 1990 und 2020 um rund 18 Millionen Tonnen auf insgesamt 146 Millionen Tonnen CO2 gesenkt werden. Um die Klimaziele zu erreichen, muss der Ausstoß bis 2030 weiter um fast die Hälfte reduziert werden. Dazu braucht es bessere Bahnverbindungen, einen leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und attraktive Radwege. Zusätzlich brauchen wir emissionsfreie Pkw und Nutzfahrzeuge, wie Lkw und Busse. Vor allem im Bereich Transport und Schwerlast rückt daher der Antrieb mit Wasserstoff immer mehr in den Fokus.

Ein Wasserstoff-Fahrzeug ist im Grunde auch ein Elektrofahrzeug. Es wird durch einen Elektromotor angetrieben, der wiederum von einer Traktionsbatterie bzw. einem Akku mit elektrischer Energie versorgt wird. Nur die Art, wie diese Batterie aufgeladen wird, unterscheidet sich. Das Wort Elektrofahrzeug bezeichnet generell den Typus „Battery electric vehicle“ (BEV), bei dem die Akkus mittels elektrischen Stroms aufgeladen werden. Auch Wasserstoff-Fahrzeuge sind wie Elektrofahrzeuge leise, sauber und nachhaltig. Anstatt die Batterie per Stromkabel aufzuladen, können verschiedene Kraftstoffe genutzt werden, die das Aufladen auch während der Fahrt übernehmen. Bei der Brennstoffzellen-Technologie, also beim Wasserstoff-Fahrzeug, übernimmt das der Kraftstoff H2.

In unserem intelligenten Quartier Kaisersesch setzen die Projektpartner auf den Einsatz von Wasserstoff – für die Industrie, für den Wärmemarkt und eben auch für die Mobilität. In den nächsten Jahren soll eine Buslinie auf die Brennstoffzellen-Technologie und damit auf  Wasserstoff umgestellt werden. Fahren soll diese Wasserstoff-Buslinie – genauer die Linie 713 – zwischen dem benachbarten Cochem und Kaisersesch.

Wie das funktionieren soll, hat das Ingenieurbüro für Brennstoffzelle, Wasserstofftechnologie und Elektromobilität (EMCEL) in einer Machbarkeitsstudie vorgestellt. EMCEL hat in dieser Studie geprüft und bewertet, ob der Einsatz von Brennstoffzellen-Bussen vor Ort technisch sowie wirtschaftlich umsetzbar ist. Die Wasserstoff-Busse werden mit H2 aus Eigenproduktion betankt, wobei die infrastrukturellen Voraussetzungen z.B. durch eine zeitnah errichtete Wasserstoff-Tankstelle gegeben sein werden. Die Studie bewertet die H2-Produktion vor Ort sowie die Infrastruktur somit als sehr förderlich, um den ÖPNV auf Wasserstoff umzustellen.

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Um darzulegen, ob die Einführung der Wasserstoff-Linie machbar und wirtschaftlich ist, arbeitet EMCEL in seiner Studie mit zwei Szenarien. Diese unterscheiden sich hinsichtlich der Teil- oder Vollelektrifizierung einer Buslinie. So werden im ersten Szenario sechs, im zweiten zwei Fahrzeuge durch Wasserstoff-Busse ersetzt. Dieser Unterschied macht sich nicht nur in den Kosten bemerkbar, sondern vor allem auch in der CO2-Reduktion. Im ersten Szenario fährt die Linie klimaneutral, wohingegen im zweiten Szenario einige Fahrten durch konventionelle Busse durchgeführt werden müssen. Das zeigt sich in der benannten CO2-Reduktion: So können im zweiten Szenario lediglich 160 Tonnen CO2 übers Jahr hinweg eingespart werden. Im ersten Szenario sind es dagegen ganze 510 Tonnen CO2 in einem Jahr. Die Mehrkosten für die Einführung der Brennstoffzellen-Busse sind abhängig vom Projektumfang, wie viele Busse beispielsweise angeschafft werden, sowie von der individuellen Förderung. Allerdings kann davon ausgegangen werden, so das Fazit von EMCEL, dass die Dieselpreise sich in Zukunft durch die steigende CO2-Steuer weiter erhöhen werden. Der Preis für Wasserstoff ist dagegen abhängig von der Anzahl der eingesetzten Busse. Je mehr Busse im Einsatz sind, desto schneller amortisieren sich also die Kosten für die neuen Fahrzeuge. Das Resümee lautet: Die Bedingungen sind optimal, um den ÖPNV in Kaisersesch maßgeblich zu verändern und die Wasserstoff-Busse in Verbindung mit der Wasserstoff-Tankstelle einzuführen.   

Die Studie zeigt, es ist machbar, alternative Technologien zu nutzen. Der ÖPNV besitzt dafür ein großes Potenzial und kann dafür sorgen, dass Emissionen eingespart werden. Ob es am Ende vor allem die Elektromobilität oder Brennstoffzellen sind, welche die deutsche Verkehrswende voranbringen, bleibt offen. In Kaisersesch setzen wir auf Wasserstoff – als Energieträger für nachhaltige Energieversorgung und emissionsarmen Nahverkehr. Vielleicht können Projekte wie unseres als Impuls dabei helfen, dass auch in Zukunft noch mehr auf alternative Antriebe gesetzt wird. Aus der Trendwende wird in Zukunft so vielleicht das “new normal“. Und so kann aus dem Ziel für 2030 Realität werden.